Geschnitten Brot

  • Geschnitten Brot Von Leander T.


    Auf der Verkaufsmesse „Fisch & Reptil“ in Sindelfingen war es wie jedes Jahr. Im Vordergrund stand der Verkauf. Diesmal waren Korallenableger (sogenannte Frags) der Renner. Je kleiner, desto besser! Sie wurden, wie wir beobachten konnten, verkauft wie geschnitten Brot. Unter anderem an Personen, die gerade einen kleinen Glaswürfel und ein Meersalz-Eimerchen erstanden hatten. Wir haben deshalb die Lauscher aufgestellt und an jedem Stand die jeweiligen Verkaufsgespräche mitverfolgt. Nur eine einzige Firma (und zwar Fauna Marin) nahm es mit der Beratung genau. Den Grund dafür erklärte ein Händler mit weniger Skrupel so: "Hier findet eine Verkaufsmesse statt - keine Beratungsmesse!"


    Nicht viel Neues auch beim samstäglichen Vortragsprogramm der Meeresaquaristik. Zum mittlerweile dritten Mal versuchte der Hobbyzüchter Torsten Schmidt sein Publikum zu überzeugen, es ihm gleichzutun. Seiner Meinung nach fände sich Platz zum Züchten in der kleinsten Hütte. Und was da nicht alles möglich wäre! Laut eines KORALLE-Artikels, den er immer wieder bemühte, könnten mittlerweile 341 (-1)** Arten reproduzieren werden. (Obwohl Schmidt nicht müde wird zu betonen, dass so gut wie alles in amerikanischen Universitätslaboratorien geschähe und eine Wiederholung zuhause nicht wirklich umzusetzen sei, bleibt er dabei, Arten aufzuzählen, die für die Meeresaquaristik keinerlei Relevanz haben. Für Zackenbarsche oder Drückerfische wäre seine Badewanne sowieso zu klein… .*) Die Zuhörer quittierten es mit ein paar höflichen Lachern.


    Da hatte der vorhergehende Beitrag von Samuel Nietzer (auch er zum zweiten Mal in Sindelfingen) schon eher Substanz und Seriosität. Befremdlich allerdings auch hier, Nietzers morbide Freude an der Schönheit verendender Korallenriffe an seinem erklärten Lieblingsort Guam. Nun gut, Sarkasmus ist eine Frage des Geschmacks! Was aber, wenn sich mal jemand zu fragen traute, warum immer noch Wildkorallen - unter anderem hier auf der Messe - angeboten werden? Wie würde seine Antwort aussehen?

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    Das war’s dann auch schon mehr oder weniger. Die Messe „Fisch & Reptil“ dürfte sich auch dieses Jahr wieder für jene gelohnt haben, die ihre Liebe zum Tier in klingende Münze umwandeln konnten. Für das Tierwohl war wie immer kein Platz!

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    * Absurd die Arten, die laut KORALLE #104 (April/Mai 2017) gezüchtet werden könnten: Wer - außer Öffentliche Aquarien - hätte schon Platz für Stechrochen, Stachelmakrelen, Süßlippen, Hornhaie, Schnapper und Zackenbarsche?


    ** 341 (-1) bedeutet, dass der Autor Daniel Knop eine Art zweimal aufgelistet hat. Aber die Zahl 340 scheint auch nicht zu stimmen, denn in der Ausgabe der heiligen amerikanischen CORAL wird folgendermaßen gezählt:

    2017 Captive-Bred Marine Aquarium Species List Recap Summary

    Total Number of Species in the Current List

    330

    Number of Species Added Since Prior List (including provisional listings)

    18

    Number of Species Commonly Available as Captive-Bred, Jan.-Sept. 2016 (CB)

    27

    Number of Species Moderately Available as CB

    38

    Number of Species Scarely Available as CB

    29

    Total Number of Species Available as CB

    94

    Number of Species Not Seen Avaialble as CB

    236

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Kommentare 6

  • Lieber Pascal, wir haben uns nicht "ins Aus" geschossen. Es ist eher umgekehrt der Fall (s. Artikel "Die dunkle Seite des Hobbys": saia.fish/blog/entry/145-die-dunkle-seite-des-hobbys/). Des Weiteren möchten wir noch einmal darauf hinweisen, dass externe Artikel grundsätzlich die Meinung des jeweiligen Autors und nicht die des Vorstandes wiedergeben. LG!
  • Kein Wunder, dass ihr euch selber ins Aus geschossen habt. Eure Vorsätze sind war richtig und gut, aber dieser radikale Artikel und dieses absurde Video sind ein Armutszeugnis. Konstruktive Kritik mag viel mehr bewirken ...
    • Ein Armutszeunis war allein die Messe in Sindelfingen! Warst Du dort, Pascal?
  • Naja man kann alles schlecht schreiben. Seien wir doch froh das es engagierte Aquarianer gibt die sich der Zucht widmen. Anstatt mit Zahlenspielereien aufwarten würde ich raten es auch mal mit der Zucht zu probieren.
    • Lieber Harald, ESAIA e.V./SAIA unterstützt nachhaltige Praktiken. Wir sind aber kein Züchterverein! Zum Zweiten, es ist immer wieder erstaunlich, wie einfallsreich sich Aquarianer zeigen, wenn es um Ausreden geht. Mehr als eine handvoll Nachzuchten gibt es nicht. Da braucht man nichts schlecht reden.
  • Wichtiger Hinweis: Externe Artikel geben grundsätzlich die Meinung des jeweiligen Autors und nicht die des Vorstandes wieder.
    gez. ESAIA e.V.